Diplomarbeit „Überblick über die proletarische Theaterbewegung Japans“
2020 habe ich von einer offensichtlich gestörten Person mit gefaketen Absendern Mails zu meiner Diplomarbeit bekommen mit Betreff-Vermerken oder Anhängen wie „roter Urin“ (siehe weiter unten). Dummerweise hatte derjenige mir die S. 60 angehängt, woher er die auch immer hatte – und die fand ich ganz interessant.
Es ging in der Diplomarbeit erst einmal darum, den historischen Verlauf, die Organisationsstrukturen des proletarischen Theaters und die Inhalte bzw. Aufführungsvarianten und -anlässe der Stücke, noch dazu auf Bühnen oft außerhalb der wenigen Theater, auf der Straße, herauszuarbeiten. Weiterführend wollte ich in der Dissertation in die Tiefe gehen und mich mit den Montagetechniken beschäftigen, wie sie das proletarische Theater unter Federführung von Murayama Tomoyoshi in seinen „Roten Revuen“ (Akai Megafon) hervorgebracht hat. Techniken, die quasi die Ursprünge einiger Methoden unserer heutigen visuellen Medienwelt sind. Die Diplomarbeit kam nach zwei Töchtern und der Gestaltung bzw. alleinigen Betreuung der MOG zwischen 1984-89 nicht mehr zustande. In Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Ken Hagiwara (jetzt Meiji-Universität), der an der Waseda-Universität die Ausstellung „Körper und Stimme im AgitProp“ kuratierte, habe ich für den Katalogtext zur Ausstellung des Empaku/Theatermuseums das Thema noch einmal aufgegriffen. Siehe 2007.
Mit 40 Jahren Abstand muss auch ich ein wenig schmunzeln ob des steifen Stils, der Angst sich auf der Schreibmaschine zu vertippen, nachdem ich all diese in schlechten, eigentlich unlesbaren, von Freudnen aus Japan geschickten Kopien exakt zu lesen gelernt hatte. Soweit es sich um sozialistisches oder kommunistisches, revolutionäres Vokabular handelte, waren Satzteile nämlich wegen des Zensors oft nur mit Kreuzen angegebenen – wie eine Geheimschrift. Heute könnte ich das nicht mehr. Bücher dazu gingen an die UB der HU und all die mühsam nach Berlin verschifften Kopien einige >Jahre vor Dienstende an die Japanologie in Frankfurt/Main.
Es wäre wünschenswert, dass all diese Fakten und Zusammenhänge wieder einen Platz im Diskurs zum politischen Theater in Japan hätten. Zumal selbst die heutigen Akteure in Japan von der dramatischen Vor-Geschichte kaum etwas wissen.
Der Corona-Shutdown bot gute Voraussetzungen für langweiliges Scannen…
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Diplomarbeit
Von: Herbert Schraak
Betreff: „Diplomarbeit“
Nachrichtentext:
Genossin Wonde!
Ihre „Diplomarbeit“ über „proletarisches Theater“ ist eine einzigartige literarische Kostbarkeit, habe selten so einen stalinistischen Schwachsinn gelesen. Zu Recht hat
Ihnen die Genossin Saito ein „sehr gut“ verpasst. Werde demnächst einige Auszüge
verschicken, insbesondere mit den Traktoren und dem roten Urin.
Mit sozialistischem Gruss
H. Schraak
Betreff: gute Arbeit
Datum: Thu, 10 Dec 2020 00:17:40 +0100
Von: Werner Sawalke
An: beate.wonde@alumni.hu-berlin.de
siehe Anhang, aus Ihrer „Diplomarbeit“, wird demnächst in einer
Berliner Zeitung veröffentlicht.