Kunst im Katastrophengebiet: ARC>T – Art Revival Connection Tôhoku
12.6.2014 auf Einladung von Prof. Lisette Gebhardt und Frau Lisa Mundt an der Japanologie/Theater AG der J.-W.-Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Theater ohne Theater im Katastrophengebiet?
ARC>T – ART REVIVAL CONNECTION TÔHOKU
Die Theaterschaffenden gehörten zu den Ersten, die sich im März 2011unmittelbar nach der Katastrophe zu einem Netzwerk zusammenschlossen. Am 4. April gründeten sie ARC>T – ART REVIVAL CONNECTION TÔHOKU und gingen mit einer eigenen Homepage und Aufrufen zur Unterstützung ans Netz. Viele hatten Angehörigen verloren, Theatersäle und Probebühnen waren zerstört oder nicht nutzbar. Im Blog der virtuellen Plattform berichteten Sie regelmäßig über ihre Aktivitäten in Turnhallen, Auffanglagern, Parks, Bibliotheken, bei denen es zunächst weniger um Theater oder Kunst als um schnelles Reagieren, eine Art „Kultur-Catering“ ging: bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern, Aufführungen auf einem schnell in eine Bühne verwandelbaren LKW, Erinnerungsworkshops, Fotorekonstruktion, der Organisation von Gastspielen Tokioter Gruppen u.v.a.m. Auf Improvisationen und Lesungen folgten bald erste Monodramen, die das Trauma zu verarbeiten suchten. Zwei Jahre später, am 4. April 2013, löste ARC>T sich auf. Das geographisch und spartenübergreifend weit verzweigte Netzwerk, wie es vor der Katastrophe undenkbar war, blieb bestehen und wirkt künstlerisch in die Zukunft.
Beate Wonde
Spezialisierte sich während ihres Japanologie-Studiums an der Humboldt-Universität (1973-78) und an der Waseda-Universität (1979-81) auf die japanische Theatergeschichte (Shingeki). Neben ihrer 30jährigen Tätigkeit an der Mori-Ôgai-Gedenkstätte publizierte sie Aufsätze zum Impro-Theater, zu Ôgai-Dramen bzw. Adaptionen, zu Körper und Stimme im Agitprop, Senda Koreya, Berichte in Theaterzeitschriften u.a., pflegt freundschaftliche Kontakte zu Bühnenkünstlern aller Genres in Japan.
Unmittelbar nach der Katastrophe wurde sie vom ITI Deutschland gebeten, Kontakt zu den betroffenen Künstlern in Tôhoku herzustellen, weil man sichergehen wollte, dass Spenden von deutschen Theatern auch unmittelbar den Theaterleuten im Katastrophengebiet zugute kommen. Gemeinsam mit Karin Nagao koordinierte sie die Spendenkampagne deutscher u.a. Theater und besuchte im September 2011 Sendai.
Ihr Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2011 als Vermittlerin zwischen betroffenen Künstlern vor Ort und Kollegen im Ausland versteht sich als Ergänzung zum Aufsatz von Lisa Mundt in „Lesebuch Fukushima“, der die künstlerischen Reaktionen der vorwiegend Tokioter Theaterschaffenden detailliert vorstellte.
Manuskript ist nicht publiziert.
Vgl. auch Rubrik Theater bzw. Journalistisches