Tanahashi Hanzô und Max Klinger
Vortrag in der Reihe zur 25jährigen Städtepartnerschaft Berlin-Tokyo
am 5. März 18 Uhr im Säulensaal des Roten Rathauses
„Meine Frau wird nicht jünger,
schöner wird sie auch nicht!
Halten Sie fest, was ich heute liebe. Ich bitte Sie!
Erstens werden bald die Zeichen
des frühen Alterns unserer Frauen
zum Vorschein kommen, zweitens
werde ich keinen Menschen mehr finden,
der unserer Frauen Eigenart,
die herbe Süße der Persimone,
mehr erfasst als Sie.
Ich bitte Sie vielmals, bestimmen Sie uns eine Zeit!
Der Tod ist scheußlich,
geben Sie meiner Frau das ewige Leben…“
Diese Zeilen stammen aus einem Brief des Halbjapaners Tanahashi Hanzô, eines an der Berliner Universität eingeschriebenen Jura-Studenten mit botansichen Interessen, späteren Kaufmanns und Landwirts an den von ihm verehrten Meister Max Klinger (1857-1920) vom März 1913.
Noch im selben Jahr fertigt der von fernöstlicher Kunst und Literatur faszinierte und vom Japonismus bzw. von Rodins „Hanako“-Studien beeinflusste Bildhauer, Maler und Grafiker Klinger einige Zeichnungen und die „Büste der Japanerin Tanahashi“, die im Spätwerk Klingers im Themenkreis Liebe-Erotik-Tod eine besondere Stellung einnimmt. Im Museum der Bildenden Künste Leipzig existiert lediglich ein später Bronze-Guss nach einem Gipsmodell aus dem Jahre 2005. Die Suche nach dem bislang unbekannten Auftraggeber bzw. seiner Frau beginnt in Mori Ôgais Deutschlandzeit. Der im Februar 1885 in Berlin geborene und im November 1941 in der Charite als Beamter der Kaiserlichen Japanischen Botschaft in Berlin verstorbene Tanahashi Hanzô war Sohn von Mori Ôgais Bekannten, des Attachés der Japanischen Gesandtschaft in Berlin und Wien, Tanahashi Gunji und Ida Brandt, der Tochter eines Magdeburger Zuckerfabrikanten, später verehelichte von Reibnitz.
Der Vortrag wird Einblick in die weit verzweigte Recherche zu den Lebensspuren des hedonistischen Berliners Tanahashi geben, der in seiner zweiten Heimat Japan heute als Begründer der Kakteenzucht gilt.
Eine Vortragsreihe der Deutsch-Japanischen Gesellschaft zum Thema „Historisches und Aktuelles aus Tokio und Berlin“ im Säulensaal des Roten Rathauses (jeweils dienstags um 18.00 Uhr)
anlässlich des 25. Jubiläums der Städtepartnerschaft Berlin-Tokio im Jahr 2019.
1) 05. März 2019: Beate Wonde: “Tanahashi Hanzô und Max Klinger“
2) 23. April 2019: Dr. Annegret Bergmann: “ Theaterpaläste in Tokyo und Berlin“
3) 21. Mai 2019 Dr. Gerhard Krebs: „Die Geschichte der japanischen Botschaft in Berlin“
4) 18. Juni 2019: Dr. Eleonore Büning: „Musikleben in Berlin und Tokyo“
5) 09. Juli 2019: Ulf Meyer: Bildvortrag „Stadtentwicklung in Tokyo und Berlin“
6) 03.September 2019: Dr. Volker Stanzel: „Berlin und Tokyo und die Politik drum herum“
7) 08. Oktober 2019: Dr. Fukuzawa: „Smart cities, Mobilität, öff. Nahverkehr und Energie –
Tokyo und Berlin im Vergleich“