Mori-Ôgai-Gedenkstätte Berlin / ベルリン森鷗外記念館・ベアーテ・ヴォンデ

Bokudô – der Weg der Tusche (Suzukazumi) 5.9.-2.11. 2024 im EKO-Haus Düsseldorf

Suzuka-Tuschesteine aus der Sammlung Shinseido 進誠堂Co.,Ltd/Beate Wonde
im Dialog mit Kalligraphien von Aya Murakami 村上綾

Einladung Vernissage


Foto: Shinseidô

vom 5.9. – 2.11. 2024 im EKO-Haus Düsseldorf
Eröffnung: Do 5.9., 19 Uhr
Einführung: Beate Wonde M.A. und Michael Kuhl M.A.

(Teilnahme nur mit Bestätigung, Anmeldung unter kuhl@eko-haus.de)

Sie sind wahrlich Kleinode des japanischen Kunsthandwerks, diese beidseitig filigran bemalten Tuschsteine, die es in zahlreihen Größen und verschiedenster Konsistenz gibt und die, frisch aus der Verpackung genommen, so angenehm riechen. Solange sie nicht als Wertobjekt oder künftiges Material verwahrt werden, haben sie eine kurze Lebensdauer. Sie sind wohl die einzigen kunsthandwerklichen Objekte, deren eigentliche Bestimmung sich im Verschwinden, in der Transformation zum Kunstwerk erfüllt. Das Interesse an Kalligraphie steigt rasant. Umso größer wird die Nachfrage nach Informationen zum Material: Papier und Tusche. Die 2019 für die Mori-Ôgai-Gedenkstätte konzipierte und von Beate Wonde kuratierte Ausstellung gibt einen Einblick in den langwierigen Prozess der Herstellung von Kalligraphie-Tusche in Suzuka (Präfektur Mie), neben Nara einem der wenigen Zentren in Japan, in denen Tusche noch von Hand über Generationen hinweg in einem Familienbetrieb hergestellt wird. Dieser Teil der Ausstellung erklärt anhand von Foto- und Texttafeln die klimatischen u.a. Voraussetzungen für die Herstellung von Tusche in Suzuka und verfolgt den 3-4jährigen Weg von den einzelnen Ingredienzien bis zum fertigen Tuschstein. Einzigartig ist die Sammlung verschiedenster Tuschsteine von wertvollen alten Exemplaren bis zu neuartigen Kreationen. Weiterhin wird ein Bogen gespannt zu den Anwendungsmöglichkeiten von Suzuka-Tusche jenseits des kalligraphischen Schaffens, wie im ökologischen Hausbau, als Schminke in Samurai-Filmen, als Färbemittel, und ja, es gibt sogar Tusche-Tee!


Foto: Shinseidô

Die Berührungspunkte zwischen Aya Murakami‘s Kunstwerken und Suzuka-Sumi liegen in der Verwendung von natürlichen Materialien und den daraus mit eigener Hand erschaffenen Kunstwerken. Über die kalligraphischen Schriften hinaus fertigt Aya Murakami, die in Korschenbroich lebt, auch Rahmenbespannungen und Paravents in einem europäisierten japanischen Stil an. Die Vielfalt der Suzuka-Tusche spielt dabei eine wichtige Rolle, da diese durch ihre traditionelle Herstellung in verschiedensten Erscheinungsformen eingesetzt werden kann und japanische und europäische Stilmittel ineinander überfließen. Tag für Tag neu entstehend, und doch auf dieselbe schlichte Art und Weise seit Jahrtausenden unverändert. Das sind Tusche und Schrift. Die vielseitige Darstellung von uralten Gedichten, Waka und Haiku wird erst möglich durch Wissen und Erfahrung, welche Tusche, Papier, Pinsel und Reibstein innewohnen. Diese sind fester Bestandteil der Kultur der Schriftkunst. Bei der Vollendung eines Werkes ist die Tusche mit dem Papier bereits zu einem verschmolzen. So werden Leidenschaft und Erfahrung eines jeden, welcher mit der Schriftkultur in Verbindung steht, in Schriftzeichen verkörpert. Über Jahrtausende hinweg trägt sie auf diese Weise nicht nur dazu bei, das Leben zu zieren, sondern auch Kultur und Gesellschaft zu verbinden.

Es ist mir an dieser Stelle bzw. nach der gelungenen Vernissage mit vielen schönen (Wieder-) Begegnungen ein Bedürfnis, Herrn Michael Kuhl vom EKO-Haus Düsseldorf für seinen außerordentlich engagierten Einsatz zu danken, ein wahrer „Bruder im Arbeitsstil“, wie auch der Kalligraphin Aya Murakami und ihrer Familie für Koordination, Abholung der Ausstellung und des Tuschemeisters, Dolmetschen, Foto und einen erfrischenden Abschiedsabend sowie dem Tuschemeister jun. Harunobu Itô und seiner Frau Mamiko, die extra zur Eröffnung für 3 Tage nach Düsseldorf gekommen waren für die mit Spannung erwartete Präsentation mit Tuscheteig und Pressformen. Vor allem werde ich seine innere Ruhe und unprätentiöse Gelassenheit in Erinnerung bleiben. Wäre mein Koffer erst 20 Minuten vor der Rückreise aufgetaucht, ich wäre wahrlich nicht so entspannt geblieben wie er! Auch war es eine große Freude für mich, Frau Kunie Tsuchiya aus Suzuka wiederzusehen, ebenfalls extra angereist. Sie ist diejenige, welche die Koordination der Veranstaltung „Tusche und Literatur“ in Suzuka und die Vorbereitung auf japanischer Seite für meine erste Präsentation in der Mori-Ôgai-Gedenkstätte übernommen hatte.

Nach dem Siebold-Haus in Würzburg ist dies die dritte Station dieser Tuscheausstellung, und da ich davon ausgehe, dass es nicht noch einmal einen solchen Höhepunkt geben wird, beende ich hiermit an meinem 70. Geburtstag diese Wanderausstellungs-Aktivitäten und bereite die Übernahme des Materials durch das Ethnologische Museum – PK vor. Zu der Eröffnungsveranstaltung im EKO-Haus waren übrigens nur 100 (sitzende) Teilnehmer zugelassen, doch schon am folgenden Wochenende bei einem Gartenfest stieß die Ausstellung bei den dann 600 Gästen auf großes Interesse.

Natsukashii war auch das Wiedersehen mit Mori Ôgais Ururenkelin Yuriko Mori und tröstlich-heilend das mit Frau Susanne Dierschke-Reese, der Witwe meines verehrten Kollegen Dr. Heinz-Dieter Reese, der am 24.2.24 an einem Herzinfarkt verstorben ist, nachdem er mir noch wenige Stunden vorher den üblichen Mailaustausch und ein Päckchen zugesandt hatte.

EKO-Haus Düsseldorf

Die Ausstellung

Demonstration des Tuschemeisters Harunobu Itô

Artikel Rheinische Post vom 28.9.2024


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