Mori-Ôgai-Gedenkstätte Berlin / ベルリン森鷗外記念館・ベアーテ・ヴォンデ

Tampopo – Kalligraphien von Studenten der Klasse von Suikô Shimon

Kalligraphien von Studenten nach Zen-Gedichten von SAKAMURA Shimmin, Oktober 1998 bis 1999

Im 1997 erhielt ich unverhofft ein Päckchen eines alten Freundes aus Anan-shi/Shikoku, Dr. Masato Fujii, der uns schon eine Kupfertafel mit Ôgai Testament geschenkt hatte. Die Sendung enthielt eine Gedichtsammlung von Sakamura Shinmin „Tampopo/Löwenzahn. 55 Zen-Gedichte“, übersetzt von Masakuni Sugimoto und Walter Ruprechter. Die Gedichte haben mich in ihrer Schlichtheit und Wahrhaftigkeit so tief beeindruckt, dass ich sie Frau Shimon als Textgrundlage für den Fortgeschrittenen-Kalligraphiekurs vorschlug.
Nach einem Jahr künstlerischer und inhaltlicher Auseinandersetzung mit den Gedichten – es sind z.T. auch Neuübersetzungen entstanden – konnten die Gäste der Gedenkstätte ab Oktober 1998 hiesige Interpretationen des „Löwenzahn“-Werkes betrachten, im Schaufenster in Erdgeschoß derweil die gelungensten Zeichen des Anfängerkurses. Eine bessere Außenwerbung konnte man sich nicht denken. Die Ausstellung war Beitrag der MOG zum Japan-Jahr 1999/2000.

Tanpopo Titel

Tanpopo Innentitel


Tanpopo Vorwort von Suikô Shimon
Kalligraphie Tanpopo 1
Kalligraphie Tanpopo 2


Kalligraphie Tanpopo 3

Löwenzahnseele

Selbst zertreten
Selbst abgefressen
Stirbt er nicht
Welkt er nicht
Die Kraft seiner Wurzeln
Und vor allem
Sein Erblühen zur Sonne hin
Dieses Leuchten
Das möchte ich in meine Seele aufnehmen
Gedicht von Sakamura Shinmin

1999 – also vor zehn Jahren – haben wir unseren Katalog Tampopo/Löwenzahnseele mit Kalligraphien von Studenten/innen der Klasse Suikô Shimon fertig gestellt.

Die Kalligraphie zur Löwenzahnseele wurde von mir geschrieben, und ich habe mich dabei mit dem Löwenzahn angefreundet.
Bei den Bauern ist der Löwenzahn auf den Wiesen kein gern gesehener Gast. Auch bei Gartenbesitzern erweckt die Löwenzahnblüte auf dem gepflegten Rasen keine große Freude.
Wie weit wird aber das Herz vor einer Wiese, die über und über mit Löwenzahnblüten übersät ist und dieses Leuchten hat.
Als ich 2001 zum ersten Mal in Japan war und kaum Japanisch konnte, war Tampopo etwas, womit ich eine Pflanze bei ihrem botanischen Namen auf Japanisch benennen konnte.
War das nun japanischer Löwenzahn oder hat der Löwenzahn die ganze Welt besiedelt? Kannte er seine Verwandten in Europa, Deutschland oder gar Berlin?
Auf der Terrasse meiner Wohnung im 5. Stock hat sich im Topf einer Weide im Frühjahr ein Löwenzahn angesiedelt.
Besuch von Tampopo persönlich!

Berlin, 06. Dezember 2009
Klaus Krämer


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