Schenken in Japan
Diese Ausstellung geht auf eine Vortragsveranstaltung von mir in Kitakyushu zurück. Mein Freund Ishimoto Yoshinobu war zu der Zeit Leiter der Kulturabteilung des Rathauses und hat sie mir während meines Aufenthaltes gezeigt. Später hat er auf meine Bitte hin dafür gesorgt, dass die Ausstellung nach Berlin an die MOG geschickt wurde. (Den riesigen schweren Setzkasten mit den prunkvoll gestalteten Geschenk-Umschlägen zu verschicken, war nicht gerade preiswert). Und so konnte ich eine Ausstellung zeigen in Zusammenarbeit mit der Stadt Kitakyûshû und der Ogasawara-Schule, die eine einzigartige Bereicherung der Etikette-Lehrveranstaltungen an der Japanologie war. Später stellte Ishimoto-san mir noch die „Mori Ôgai in Kokura“-Ausstellung zur Verfügung.
Der Setzkasten hängt jetzt im Ostasienzentrum in der Johannisstr. 10, 10117 Berlin.
2.12.2002 bis März 2003
Schenken im Einklang mit den Regeln des Kosmos
Verpackungen sind in Japan eine Frage des Anstands. Eine Ausstellung
Weihnachten steht vor der Tür … Haben Sie schon passende Geschenke gefunden? Wenngleich sich mancher in diesen Tagen noch damit quält, scheint die Suche nach geeigneten „Seeligkeitsdingen“ für die Lieben daheim eine einfache Übung zu sein im Vergleich zu dem Unterfangen, praktisch oder wissenschaftlich in das Labyrinth des Schenkens in Japan, jener „Schule des Anstands“ (Engelbert Kaempfer, 1692), eindringen zu wollen.
Wer einmal vor einer Dienstreise nach Japan etwas ratlos Berliner Souvenirläden nach Mitbringseln durchsucht hat, um dann, von japanischen Kollegen reichlich beschenkt, mit vollen Koffern heimzukehren, weiß, welcher Kosmos des ritualisierten Gebens und Nehmens den Gast vor Ort erwartet. „Anstand und Etikette“ sind ein faszinierendes, wenn auch wenig bekanntes Gebiet der japanischen Kultur, weshalb sie einen Forschungsschwerpunkt am Japanzentrum unserer Universität (siehe Japonica Humboldtiana 1998 ff) bilden. Die Japanische Bibliothek verfügt über mehrere Tausend Regelwerke und Ratgeber zu Fragen des zwischenmenschlichen Umgangs in allen denkbaren Lebenslagen des ig. bis 21. Jahrhunderts.
Wie es der Zufall will, ist die südjapanische Millionenstadt Kitakyushu, einst Ort der Strafversetzung des Arztes und Dichters Mori Ôgai, heute Hauptsitz der traditionsreichen „Ogasawara-Schule“, einer Institution, die, bis ins frühe japanische Mittelalter zurückreichend, vermittelt, was „schicklich“ (rei), d.h. mit den großen Regeln des Kosmos vereinbar ist, wie man sich verbeugt, grüßt, wie man mit Stäbchen ißt, sich auf Tatami-Matten, bei Hochzeiten, Beerdigungen und jahreszeitlichen Festen bewegt. Knapp 30 Seiten des“Lexikons der Anstandsdisziplin“ von OGASAWARA Kiyonobu sind der Etikette des Schenkens gewidmet, zusammengefasst.
Ab 2. Dezember kann man sich in der Mori-Ôgai-Gedenkstätte in der Ausstellung „Schenken in Japan“ von japanischen Verpackungskünsten inspirieren lassen (Luisenstr. 39). Kern der Ausstellung ist ein überdimensionaler Setzkasten mit Verpackungsbeispielen, ein Geschenk der Stadt Kitakyushu an die Gedenkstätte. Öffnungszeit ist jeweils montags bis freitags lo bis 14 Uhr.
Wer tiefer in das kulturwissenschaftliche Phänomen und die Regeln des Gebens und Nehmens in Japan eintauchen möchte, dem sei der Vortrag von Susanne Schreiber M.A zum Thema der Ausstellung am 23 Januar um 18 Uhr c.t. empfohlen.
Humboldt 3 2002/2003
Entsprechender Artikel: