Shiboku – KANEKO Misuzu (1903-1930)
Kalligraphien zu Gedichten von KANEKO Misuzu (1903-1930)
29.9.2006 bis 30.3.2007
Katalog der Ausstellung Shiboku
Kaneko Misuzu (eigentlich Kaneko Teru ), neben der Schriftstellerin HIGUCHI Ichiyô (1872 – 1896) einer der zu früh verloschenen Sterne am japanischen Lyrikhimmel, wurde 1903 in der Präfektur Yamaguchi in einem Fischerdorf nahe der Stadt Nagato geboren, das heute eingemeindet ist und wo sich eine Gedenkstätte für sie befindet. Mit zwanzig Jahren hatte sie ihr Debüt als Dichterin von Kinderliedern und Versen. Ihre Poesie ist naturnah. Geprägt von ihrer Kindheit am Meer, benutzt sie häufig Bilder, die mit Meer und Fischfang zu tun haben. Ihre Lyrik besticht durch einen eigenen Rhythmus, der sich erst beim Lesen und Vortragen entfaltet.
Mit 23 heiratete sie auf Wunsch der Familie einen Mann, der für Literatur und Poesie wenig Verständnis zeigte und ihr das Schreiben verbot. Die Ehe machte sie krank. Nachdem ihr Mann sich im Vergnügungsviertel eine Geschlechtskrankheit zugezogen hatte, kämpfte sie die Scheidung durch. Unmittelbar danach versuchte er, ihr die gemeinsame Tochter wegzunehmen. Da sie sich nicht von ihr trennen wollte, wählte sie den Tod als Ausweg. Ihrem Mann schrieb sie einen Brief, in dem sie ihn bat, die Erziehung der Tochter der Großmutter zu überlassen.
Ihre 512 Gedichte sind in einer schlichten, schnörkellosen, poetischen Sprache gehalten, erfüllt von tiefem Frieden, Harmonie und hoher Sensibilität. Durch den frühen Tod waren ihre Werke lange Zeit verstreut. Erst seit kurzem sind Sammlungen erschienen, die sie zu einer unverhofften Wiederentdeckung für heutige Leser werden ließen. 1982 wurden drei ihrer Notizbücher aufgefunden.
Der Regisseur IGARASHI Shô verfilmte 2001 ihr Leben in „Misuzu“. In Yamaguchi wird im November 2006 ein Kaneko-Misuzu-Festival unter dem Titel „Misuzus Traumwelt “ veranstaltet. Heute finden sich ihre Gedichte in Lehrbüchern japanischer Grundschüler.