Mori-Ôgai-Gedenkstätte Berlin / ベルリン森鷗外記念館・ベアーテ・ヴォンデ

Einführung in „Die Tänzerin“ nach Mori Ôgai im Filmrauschpalast 2. Juni

Anläßlich von 30 Jahren Städtepartnerschaft Berlin-Tokio wird es als Start einer japanischen Filmreihe am 2. Juni um 18 Uhr eine weitere der seltenen Aufführungen des Films „Die Tänzerin/Maihime“ mit Hiromi GO in der Hauptrolle geben. Regie: Masahiro SHINODA. Producer: Manfred Durniok/Durniok Productions.

Ich werde eine etwa 30minütige Einführung geben.

Ort: Filmrauschpalast, Lehrter Str. 35. TEL 030-3944344, Jakob Schütt)

Der Film stammt aus dem Jahr 1989. Er war die erste und zugleich letzte Koproduktion DDR/BRD/Japan. Die Dreharbeiten fanden im Herbst 1988 in Berlin statt, d.h. in Ostberlin am Gendarmenmarkt, der Husemannstraße und der Charite sowie in Kreuzberg, als der Viktoriafall noch plätscherte. Als Hauptdarsteller hatte man Hiromi GO gewinnen können, einen damals jungen Star der Samurai-Filme Shinodas, der das weichherzige des Helden Ôta Toyotarô gut verkörperte. Lisa Wolf, die Darstellerin der „Elis“, war damals in Deutschland als Starlet einer TV-Serien aufgefallen. Als Nebendarsteller brillieren Rolf Hoppe als Robert Koch und Irma Münch als Pensionswirtin.
Der Film ist keine kongeniale Umsetzung von Ôgais wohl bekanntestem, gleichnamigen literarischen Werk, das bis heute als Pflichtliteratur in der Schule das Berlin-Bild der Japaner nachhaltig prägt. Es ist eine Reflexion auf den Werdegang eines jungen japanischen Studenten in einer Umbruchperiode, seine Begegnung mit der europäischen Kultur im weitesten Sinne und die tragische Liebesgeschichte mit der Tänzerin Elis vom Viktoria-Theater. Shinoda verwebt den Handlungsstrang der Berliner Novelle mit Ôgais zweitem, im Raum Dresden spielenden „deutschen Werk“ mit autobiografischem Hintergrund „Der Briefbote/Fumizukai“ und ergänzt mit Tatsachen aus Ôgais Studienaufenthalt in Deutschland. So ist der Held nicht mehr Politik-Student, sondern wie der Autor selbst wieder Mediziner und Schüler von Robert Koch. Der historische Hintergrund der Bismarck-Zeit wird durch Szenen zur Sozialistenbewegung angedeutet.
Bei den Dreharbeiten 1988 äußerte sich Shinoda in einem Interview:
„Ein junger Mann, der ganz von Sendungsbewußtsein, Nationalstolz erfüllt ist, erfährt individuelle Freiheit ausgelöst durch eine Liebesbeziehung. Wenn Menschen durch solch eine Liebe frei werden, erheben sie sich über die Nation bzw. den eigenen Staat, so wie es auch in der Wissenschaft keine Grenzen gibt… ‚Die Tänzerin’ ist die Geschichte der Verzweiflung darüber, dass ein Japaner nicht frei sein kann, solange er ausschließlich in seinen japanischen Vorstellungen befangen ist.“
Produziert wurde der Film von Manfred Durniok, und zwar zwischen seinem großen Erfolg mit „Mephisto“ und der Gründung des Chinesischen Gartens in Marzahn.


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