Mori-Ôgai-Gedenkstätte Berlin / ベルリン森鷗外記念館・ベアーテ・ヴォンデ

Prof. Omura Satoshi und die Frauenkunst

Am 5. Oktober 2015 verkündete das Nobel-Komitee, dass der diesjahrige Nobel-Preis für Medizin an Satoshi Ômura, William Campbell und Youyou Tu verliehen wird.
Prof. Omura soll die Ehre in der ihm eigenen Bescheidenheit angenommen haben. Gemeinsam mit Campbell entwickelte er das Medikament Avermecitin, das vor allem in Afrika äußerst effizient in der Behandlung von Flussblindheit und Elephantiasis eingesetzt wird. Die Mittel, die ihm aus der Lizenz für das Medikament zuflossen, hat er in wissenschaftliche und wohltätige Projekte investiert, u.a. auch in die Kunst! Denn Omura ist ein bedeutender Kunstsammler.

Ich lernte Prof. Omura 2009 während einer Vortragsreise in Japan kennen.
2010 im Februar sahen wir uns wieder, als ich eine Monat im Archiv des Kitasato-Instituts im Tokioter Minato-ku, dessen ehemaliger Präsident er ist, recherchierte. Er lud mich in sein „Ômura-Kunstmuseum“ (Ômura Bijutsukan) ein, das er in seiner Heimatstadt Nirasaki errichtet hat – ein zweistöckiger roter Bau mit Terasse und Blick auf den Fuji-san vom Cafe aus. In dieser Umgebung aus irdenen Farben, Holz, der weiten Landschaft und dem blauen Himmel, muss man unwillkürlich erst einmal befreit durchatmen.

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Frau Okubo vom Kitasato-Archiv zeigte mir zunächst ein kleines Soba-(Nudelsuppen)-Restaurant, wo wir uns mit regionalen Produkten stärkten. Nach dem Museumsbesuch nahmen wir ein Bad im daneben gelegenen Onsen, rote Tsubaki-Blüten ruhten auf den Steinen. Prof. Omura hat beim Bau darauf geachtet, dass sowohl Stärkung als auch Entspannung in unmittelbarer Nähe des Museums den Besucher erwarten.
Die Besonderheit seiner Sammlung ist, dass er ausschließlich Kunst von Frauen sammelt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wenn es sich um besonders gelungene Frauenporträts von Malern handelt.
Gleich am Eingang ist man erstaunt über eine provokative große Figur aus Bronze und Blau, die weibliche Power ausstrahlt und aus jedem Blickwinkel völlig anders aussieht, die einen nicht mehr los läßt. Die Sammlung besteht vorwiegend aus Frauen-Porträts, viele davon sind ausgewiesene Meisterwerke. Aber auch die Serie „Kurokawa-Nô“ von MORITA Shigeru findet sich in der Sammlung (Kurokawa ist ein Ort im Nordwesten Japans, in dem im Februar von den Bewohnern des Dorfes Tag und Nacht traditionelle Nô-Aufführungen gezeigt werden, das gesamte Dorf ist an den Vorbereitungen beteiligt. Wer nicht auftrítt, sorgt für das leibliche Wohl. 1981 hatte ich das Glück, eine Nacht lang diese Aufführungen im Schein riesiger Kerzen zu erleben).
Im Novemer des Vorjahres hatte er bzw. die Kuratorin Frau Narushima eine Einzelausstellung der phantasiereichen, vielseitigen und inzwischen hoch betagten Künstlerin HORI Fumiko gezeigt, einer langjährigen Freundin von ihm – eine ausgesprochene Schönheit, gerade auch im Alter. HORI malt Phantasiefiguren und Pflanzen, wie durch ein Mikropskop betrachtet, in tiefen bunten Farben. Jede Figur hat ihren eigenen Raum in diesem filigranen farbenfrohen Kosmos.
In der Cafeteria lernte ich die Schwester von Prof. Omura kennen, eine ältere ganz natürliche Dame mit demselben Lächeln wie Ômursa-sensei, die in Nirasaki unweit des Museums wohnt und gerade ihre alten Mitschüler nach einem Klassentreffen durch das Kunstmuseum führte.
Den Abschied versüßte uns ein einmaliger Blick auf den Fuji, der sich langsam vom Abendnebel abhob.

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Prof. Ômura hat neben den medizinischen viele andere Bücher verfasst: mit Reisebeschreibungen und Familienerinnerungen bzw. seinen Reden. In „Watashi no shirokane sankeichô“ schreibt er, er habe bei einer Fahrt auf dem Rhein auch Frau Bergmann-Pohl getroffen. Omura ist übrigens Golfer und Langläufer. Letzteres war damals noch eine Gemeinsamkeit, und dass wir beide Elternteile haben, die Feuerpferde sind (hinouma). Er sagte mir damals: „Mein Labor ist meine Heimat.“

Ende Mai 2010 kam Prof. Omura mit Prof. Yamada vom Kitasato-Institut nach Berlin, um an dem in zweijährigen Wechsel zwischen Robert-Koch-Institut und Kitasato-Institut stattfinden Symposium teilzunehmen. Am zweiten Tag, am 28. Mai 2015 war er mein Gast. Zunächst führte uns Prof. Schnalke durch das Medizinhistorische Museum, dann zeigte ich ihnen die Mori-Ogai-Gedenkstätte und stellte das Konzept an der Schnittstelle von Medizin und Kunst vor. Später labten wir uns am saisonalen Spargel und mit ein wenig Überredungskunst konnte ich den Herren an der langen Schlange vorbei die Frida-Kahlo-Ausstellung im Gropius-Bau zeigen. Um 16 Uhr wartete schon Prof. Burger auf die Gäste, um mit ihnen nach Clausthal-Zellerfeld, in Robert Kochs Geburtsort zu fahren.

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フンボルト大学
森鴎外記念館
ベアーテ ヴオンデ様
先日はベルリンでお目にかかることができ、大変嬉しく思いました。
また、お忙しい中時間を割いて森鴎外記念館やフンボルト大学をご案内いただ き、そのうえ美味しいランチをごちそうになり有難うござました。
そして、Frida Kahlo展を見に行った美術館での貴女の勇敢な行動にはただただ舌を巻きました。私も生まれて初めて身 体障害者の演技をするという経験をしました。
このことはベルリンでの忘れることのできない楽しい思い出となりました。
また、昨日、大久保さん経由で貴女が送ってくださった写真をいただきました。
貴女には本当に種々ご配慮いただき、心より御礼を申し上げます。
昨日は外出しておりましたので、お礼が遅くなって申し訳ありませんでした。
末筆ながら、ご健康と益々のご活躍をお祈り致します。

北里研究所
大村 智


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