Zum Tod des ehem. Ministerpräsidenten Nakasone
Am Vormittag erreichte mich über die japanische Presse die Nachricht, dass heute am 29.11. der ehemalige japanische Ministerpräsident Nakasone Yasuhiro (1918-2019) im Alter von 101 Jahren verstorben ist.
Es ging um Erinnerungen an den Staatsbesuch Nakasones und seiner Gattin Tsutako am 13. Januar 1987 in der MOG. D.h. eigentlich gab es damals erst das Gedenkzimmer, alle anderen Räume standen leer. Der Bereich Technik war gerade ausgezogen, die Umbauarbeiten für den Einzug der Japanologie standen unmittelbar bevor.
Der Besuch der MOG war ausdrücklicher Wunsch der japanischen Seite, denn die Eröffnung des Gedenkzimmers am 12.10. 1984 hatte in Japan ziemliches Aufsehen erregt, selbst die NHK-Abendnachrichten hatten darüber berichtet.
Es war wohl der erste und einzige Staatsbesuch auf einer quasi Baustelle. Wir hängten Fächer oder Fotos vor Unschönheiten an den Wänden, die Türen bekamen ihre achte Lage grauer, frischer Farbe und hinter jeder Tür stand ein Sicherheitsbeamter.
Prof. Jürgen Berndt hatte mir Neujahr in mein Refugium auf dem Lande ein Telegramm geschickt, ich solle umgehend nach Berlin zurückkommen: Staatsbesuch!
Erschwerend kam hinzu, dass in jenen Tagen 20 Grad minus herrschten. Die MOG hatte eine Kohle-Zentralheizung und einen Kohlekeller für die lose Braunkohle im Hof gegenüber. Wenn ich darüber nachdenke, welche Aufgaben ich in der MOG schon alle wahrgenommen habe, dann muss die des Heizers für die ersten Jahre unbedingt dazu, das war Schwerstarbeit! Allein das Kohle schleppen täglich! Jedenfalls musste ich alle drei Stunden, auch in der Nacht vor Nakasones Besuch, von Pankow in die MOG fahren und heizen, damit die Benjamina-Bäumchen, die angeliefert worden waren, nicht erfroren.
Frau Nakasone hat trotzdem lieber ihren Pelzmantel anbehalten.
Die Begleiter des MP nahmen in Raum 1, dem jetzigen Empfangsraum Platz, wo wir einige Originale ausgestellt hatten und Geschenke von der Eröffnung.
Jürgen Berndt führte das Paar im Gedenkzimmer in aufgeschlossener Atmosphäre.
Nach dem großen Ereignis stellte das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen uns die nötigen Mittel zum Ausbau der Gedenkstätte zur Verfügung – wenn ein so kleiner Ort einen Staatsbesuch wert war, noch dazu aus dem kapitalistischen Japan, dann musste etwas getan werden. Der Staatsbesuch war eine Anerkennung von einer Seite, um die sich die DDR lange bemüht hatte, quasi der Gegenbesuch der Japanreise Honeckers 1981 (da war ich gerade von meinem Auslandsstudium an der Waseda-Uni zurück und hab die Journalistendelegation betreut, die den Honecker-Besuch vorbereitete und durch die DDR tourte).
Manchmal kam man in der DDR an Einrichtungsgegenstände nicht heran, selbst wenn das Geld da war. Damals half Dr. Hans Modrow, der damalige Vorsitzende der parlamentarischen Freundschaftsgruppe DDR-Japan mit Möbeln aus Hellerau, die heute noch im Raum 1 der Gedenkstätte stehen.
Zum 30. Jahrestages seines Besuches habe ich an Nakasone geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten.